Baureihe 642


Allgemeines


Ab dem Spätsommer 2000 sollen die neuen Triebwagen der BR 642 die lokbespannten Züge auf der Müglitztalbahn ablösen. Unsere Strecke von Heidenau nach Altenberg (Erzgeb.) gehört damit zu den ersten in Sachsen, auf denen der VT 642 planmäßig eingesetzt wird. Dann wird das Angebot im Personenverkehr deutlich verbessert. Montag bis Freitag verkehren die Triebwagen im Stundentakt, am Wochenende alle 2 Stunden.

Die Baureihe 642 der Bahn AG gehört zu der von Siemens-DEUWAG entwickelten modularen Fahrzeugfamilie DESIRO. Die möglichen Konfigurationen reichen vom einteiligen Triebwagen bis zum vierteiligen Dieseltriebzug oder zum sechsteiligen Elektro-Triebzug. Außer bei der DB AG, die 150 Einheiten bestellt hat, kommen diese Triebwagen in Deutschland auch bei der Vogtlandbahn und auf der Kahlgrundbahn zum Einsatz. Zur DESIRO-Familie gehören auch 1997/98 bestellt Fahrzeuge für das Ausland: 20 fünfteilige, 160 km/h schnelle Elektrotriebzüge für die Griechischen Eisenbahnen, 10 zweiteilige und 20 dreiteilige Elektrotriebzüge für die Slowenischen Bahnen.

Designstudie
Beschreibung des VT 642

Seitenansicht
Ansicht von oben
Maßskizzen des VT 642

  • Fahrzeugteil
    • Wagenkasten in Aluminium-Integralbauweise als "verwindungssteife geschweißte Röhre"
    • Bodenplatten, seitliche Aufbauten und Dach weitgehend aus Hohlkammerprofilen
    • Beplankung aus Stahlblech geschweißt
    • Schalen der Fahrzeugköpfe aus Glasfaser - mit dem
      Wagenkasten-Rohbau verklebt
    • beheizbare Mittelpufferkupplung System Scharfenberg (Typ T 10) - baugleich mit den BR 640-648)
    • Drehgestelle aus geschweißten Kastenprofilen
    • Wagenkästen sind auf den Drehgestellen primär gummi-
      und sekundär luftgefedert
    • fahrzeugmittig ruhen beide Wagenkästen auf einem gemeinsamen Jakobsdrehgestell
    • 60% Niederfluranteil mit einer Fußbodenhöhe von nur 575 mm


Jakobsdrehgestell
Treibdrehgestell
  • Bremsen, Antrieb, Steuerung
    • hydrodynamische Retarderbremsen in beiden Getrieben
    • elektropneumatische Bremse
      (wirkt auf auf drei Wellenbremsscheiben pro Triebdrehgestell und
      vier Wellenbremsscheiben im Laufdrehgestell)
    • Magnetschienenbremsen an den Treibdrehgestellen
    • zwei Maschinenanlagen mit je 275 kW leistendem Sechszylinder-Dieselmotor unter den Hochflurbereichen zwischen Einstieg und Triebdrehgestell - erfüllen bereits heute die strenge Abgasnorm Euro II
    • Kraftübertragung erfolgt über ein hydrodynamisch-mechanisches Ecomat-Getriebe mit integriertem Anfahrdrehmoment-Wandler
    • Mehrfachtraktion von bis zu drei Einheiten mölich
Führerstand
Seitenansicht
  • Innenausstattung
    • zwei separate Warmwasser-Umluftheizungsanlagen
    • bei Bedarf zuschaltbare Ölheizgeräte
    • Belüftung über Dachluftkanäle
    • Entlüftung durch statische Dachlüfter
    • Klimaanlage
    • pro Fahrzeugseite zwei doppelflüglige Schwenkschiebetüren mit 1240 mm lichter Weite
    • im Wagen 1 (642.0) großes Mehrzweckabteil mit Stellmöglichkeiten für Fahrräder, Kinderwagen etc.
    • Einstiegshilfen für Rollstuhlfahrer
    • fensterloser, auch für Rollstuhlfahrer geeigneter Sanitärraum mit geschlossenem Toilettensystem
Fahrgastraum
behindertengerechte Toilette
Technische Daten des VT 642
Hersteller Siemens-DEUWAG
1. Baujahr 1999
Achsformel B'(2)B'
Raddurchmesser (neu/abgenutzt) 770/710 mm
Länge über Kupplung 41700 mm
maximale Breite 2830 mm
Einstiegshöhe ü. SO 575 mm
Niederfluranteil 60%
Eigengewicht ca. 66 t
Höchstgewicht ca. 87 t
max. Radsatzlast ca. 16 t
Dieselmotor MTU 6-Zylinder
Leistung 2 x 275 kW
Kraftübertragung hydrodynamisch-mechanisch
max. Anfahrbeschleunigung 1,1 m/s2
Höchstgeschwindigkeit 120 km/h
Sitzplätze  
    1. Klasse 12
    2. Klasse 98
    Klappsitze 13
Stehplätze 110
Beschaffungspreis Richtwert 3,3 Mio.
Probefahrt auf der Müglitztalbahn


Am 24. Mai 2000 fuhr der VT 642 zum ersten Mal auf der Müglitztalbahn. Die Probefahrt erhielt die Zugnummern 99015 (Dresden-Altenberg) und 99016 (Altenberg-Dresden). Die geplante Abfahrt um 0900 Uhr in Dresden Hbf. verzögerte sich erheblich, da der Triebwagen mit Verspätung in Dresden eintraf. Die Fahrt nach Altenberg verlief aber zur vollen Zufriedenheit des eingesetzten Personals. Er bewältigte die Steigung von Geising nach Altenberg scheinbar mühelos mit 60 km/h.
An diesem Tag erhielt der Triebwagen übrigens die Betriebserlaubnis durch das Eisenbahnbundesamt. Fast wäre es schon zu einem ersten Planeinsatz auf der Müglitztalbahn gekommen. Die Lok 202 550-0 des vor dem Triebwagen fahrenden Personenzuges schaffte es nur mit großer Mühe bis zum Endbahnhof.
Freuen wir uns alle auf den bevorstehenden Planeinsatz der BR 642 zwischen Heidenau und Altenberg mit attraktiven Fahrzeiten und angemessenem Komfort. Die folgenden Bilder vermitteln schon einmal einen ersten Eindruck.

Abfahrt in Dresden Hbf. Einfahrt am Haltepunkt Weesenstein km 19,0 - die Hälfte der Strecke ist geschafft. 202 550-0 überholt den VT 642. Später hat sie Probleme, Altenberg zu erreichen.
VT 642 erreicht Lauenstein (Sachs.) VT 642 abfahrbereit in Lauenstein )Sachs.) Ankunft in Altenberg (Erzgeb.) Das Umstellen zur Rückfahrt dauerte nur wenige Minuten
Letzte Fachsimpeleien vor der Rückfahrt nach Dresden In Glashütte wurde gleich einmal das Wegsetzen geübt Zwischenhalt am Blocksignal in Niederschlottwitz Zwischenhalt am Blocksignal in Niederschlottwitz
VT 642 passiert gleich das Blocksignal Niderschlottwitz Ankunft in Heidenau Der VT 642 folgt der S-Bahn in Richtung Dresden Einfahrt am Dresdner Hauptbahnhof


 von  Jörg Köhler.